Aktuell wird die Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zwar länger und die Nacht somit kürzer, doch die Temperaturen in den Nächten sind deutlich höher als im Winter. Deshalb mache ich in den wärmeren Monaten lieber Nachtaufnahmen als in den kälteren. Es ist eben ein Abwägen zwischen Kälte und Müdigkeit.
Falls du das ähnlich siehst, ist das Timing gut, anderenfalls hast du das Wissen schon einmal für den nächsten Winter.
In diesem Artikel möchte ich dir einige Tipps geben, mit denen deine Bilder bei Nacht noch besser werden.
Schwierigkeit bei Nacht: Wenig Licht
Dass in der Nacht weniger Licht als am Tage zur Verfügung steht, liegt in der Sache der Natur. Für Fotografen ist wenig Licht oftmals eine Herausforderung, da Licht existenziell für unsere Bilder ist. Es gibt aber Wege, mit denen wir trotzdem genügend Licht auf unsere Bildsensoren bekommen.
Die Nacht bietet auch einige Annehmlichkeiten. So sind in der Nacht weniger Menschen unterwegs, vertraute Orte und Situationen wirken völlig anders und Langzeitbelichtungen sind ohne ND-Filter möglich. Langzeitbelichtung ist auch ein gutes Stichwort.
Nutze eine lange Belichtungszeit
Viele Laien verwenden die Begriffe Langzeitbelichtung und Nachtaufnahme synonym, sofern sie überhaupt auf Langzeitbelichtung kommen. Oft reicht es nur für „die Bilder mit den Lichtstreifen“. Grundsätzlich sind Langzeitbelichtungen aber auch am Tag möglich.
In der Nacht kannst du mit einer langen Belichtungszeit aber viele interessante Bilder, insbesondere in der Kombination mit bewegten Lichtern, machen. Autos wirken am Tag bei langer Belichtungszeit eher wie geisterhafte Erscheinungen und die Lichter wirken nicht richtig.
Aber nicht nur bei Autos ist eine lange Belichtungszeit spannend, auch glattes Wasser wirkt sehr angenehm.
Eine lange Belichtungszeit ist auch das Resultat von wenig Licht, eines geringen ISO-Wertes und oft einer kleinen Blendenöffnung. Eine kleine Blendenöffnung kann spannend sein, da du damit Lichter wie Sterne aussehen lassen kannst und Lichter gibt es nachts viele.
Lange Belichtungszeiten sind aber kein Muss in der Nacht. Falls es dein Objektiv und das Rauschverhalten deines Sensors hergeben, kannst du auch kürzere Belichtungszeiten verwenden. Oft sind lange Belichtungszeiten jedoch spannender.
Nutze eine stabile Unterlage
Während der Belichtungszeit ist der Verschluss geöffnet und das Licht fällt auf den Sensor. Sollte die Kamera dabei bewegt werden, wird das Bild unscharf. Bewegt sich dein Motiv während der Belichtung, erscheint das Motiv auf dem Bild unscharf. Genau diesen Effekt wollen wir bei Langzeitbelichtungen erreichen.
Verwacklungen sind aber eher unerwünscht. Deshalb sollte die Kamera während der Aufnahme ruhig liegen.
Am besten ist dafür ein Stativ geeignet. Mit diesem bist du flexibel und die Kamera ist sicher auf dem Stativ fixiert.
Nun ist es aber so, dass nicht jeder immer ein Stativ dabeihat. Soll wohl mal vorkommen. In diesem Fall darfst du kreativ werden. Oft findet sich noch etwas anderes, auf das du die Kamera legen kannst. Im Zweifel geht auch ein Poller.
Mit dem Objektivdeckel oder einer Packung Taschentücher kannst du vielleicht noch den Winkel der Kamera anpassen.
Das geht zwar, doch so richtig angenehm ist das nicht. Ich habe auf diese Weise auch schon einmal Bilder gemacht. Ich weiß gar nicht, wo mein Stativ an diesem Tag war.
Achte auf den Weißabgleich
In der Nacht gibt es fast kein natürliches Licht mehr, deshalb überwiegt das künstliche Licht. Meistens gibt es nicht nur eine Lichtquelle, sondern viele. Jetzt haben wir viele Lichtquellen mit unterschiedlichen Temperaturen und das Chaos ist perfekt.
Wer einen perfekten Weißabgleich haben möchte, ist mit einer Graukarte gut beraten, anderenfalls wählst du einen Weißabgleich, der deiner Meinung nach gut aussieht.
Wer das RAW-Format benutzt, kann den Weißabgleich in der Nachbearbeitung einstellen und dann nach seinen Wünschen experimentieren.
Finde eine ausgewogene Belichtung
Nachts überwiegen zwar die Lichter, doch wir Menschen sehen noch mehr als nur Lichtquellen. Alles andere wäre auch sehr unpraktisch. Deine Kamera kann auch mehr als nur die Lichtquellen aufnehmen. Viele Fotografen belichten ihre Bilder in der Nacht allerdings zu dunkel, sodass man nur die Lichter sieht.
In solchen Fällen darf das Bild gerne etwas heller werden, dann sieht der Betrachter auch, wo das Bild aufgenommen wurde. Es gibt allerdings auch das andere Extrem. Ist ein Bild zu hell, brennen die Lichter aus. Erschwert wird dieser Umstand auch dadurch, dass der Kontrast zwischen dunklen Bildbereichen und Lichtern sehr groß ist.
Ich rate dir auf jeden Fall dazu, auf das Histogramm zu gucken. Das Histogramm zeigt dir sehr gut, wie die Belichtung im Bild ist. Des Weiteren ist es schwierig die Belichtung über das Display abzuschätzen.
Wenn du einen großen Kontrast hast und weder Details in hellen oder dunklen Bildbereichen missen möchtest, bietet sich vielleicht auch ein HDR an.
Eine Stirnlampe kann sehr praktisch sein
Nachtfotografie kann auch abseits von Städten stattfinden. Dort kann das Licht aber wirklich knapp werden. Solltest du Licht für die Bedienung deiner Kamera oder den Objektivwechsel benötigen, ist eine Stirnlampe hilfreich.
Damit hast du das Licht immer dort, wo du hinguckst und du hast beide Hände frei. Falls nun einer einwendet, dass das nicht so elegant aussieht, denn kann ich entgegenbringen, dass wir uns sowieso in dunklen Gefilden befinden und dort wenige Menschen sind.
Fazit
Nachtfotografie macht mir persönlich viel Spaß. Ich habe dir nun einige Tipps gegeben, die dir hoffentlich weiterhelfen.
Wenn du noch mehr zum Thema wissen möchtest, darfst du dir sehr gerne mein Buch zum Thema Langzeitbelichtungen und Nachtfotografie angucken.