7 Tipps zum Erstellen von Langzeitbelichtungen

Langzeitbelichtungen sind schon etwas Spannendes. Gerade als Anfänger hat man viel Spaß beim Erstellen von Langzeitbelichtungen. Man drückt auf den Auslöser, wartet ein paar Sekunden und schon ist Wasser weich oder Menschen sind verschwunden. In diesem Artikel möchte ich dir ein paar Tipps geben, damit du in Zukunft noch bessere Langzeitbelichtungen machen kannst. 

1. Was sind Langzeitbelichtungen und wie funktionieren sie

Von einer Langzeitbelichtung spricht man, wenn die Belichtungszeit mindestens 5 Sekunden beträgt. In dieser Zeit ist der Verschluss geöffnet und es fällt Licht auf dem Bildsensor. Entsprechend viel Licht fällt auf den Sensor, deshalb verwendet man lange Belichtungszeiten dann, wenn besonders wenig Licht zur Verfügung steht. Dies kann in der Nacht sein oder am Tag mithilfe eines ND-Filters. Während der Belichtung zeichnet der Sensor alles auf, was während der Belichtung passiert. Dies stimmt jedoch nur bedingt, denn Bewegungen werden unscharf abgebildet. Die Belichtungszeit erkläre ich dir in diesem Artikel.

2. Ein Stativ oder eine andere Unterlage ist Pflicht

Spätestens ab 1/30 (im Ultraweitwinkel vielleicht noch ab 1/13) brauche ich spätestens ein Stativ, aber eigentlich versuche ich alles ab 1/125 nicht mehr aus der Hand zu fotografieren. Warum? Ganz einfach, weil sonst die Gefahr besteht, dass die Bilder durch meine Wackler unscharf werden. Umso länger die Belichtungszeit ist, desto größer wird die Gefahr, dass die Bilder unscharf werden. Niemand schafft es, eine Kamera sekundenlang auf einer Position zu halten. Die schönste Lösung ist herbei ein Stativ. Hier kannst du dir ganz entspannt einen Bildausschnitt suchen und du bist einfach flexibler. Dieses hat man nun nicht immer dabei. Du kannst eventuell auch andere Lösungen nehmen. Es gibt auch Bohnensäcke oder Ministative, diese sind deutlich kompakter, sind aber auch nicht immer mit unterwegs.  Dann bleibt dir nur die Option, dass du noch kreativer wirst, als du es beim Fotografieren sowieso schon bist. Du suchst dir einfach irgendwelche Gegenstände, auf denen du die Kamera auflegen kannst. Dies kann alles sein, von einer Sitzbank bis hin zum Stromkasten. Wichtig ist nur, dass die Kamera stabil liegt und du deinen Wunschbildausschnitt in etwa rauf kriegst. Das ungünstigste, was ich bis jetzt benutzt habe, war ein Pfeiler, der eine Durchfahrt versperrte. Zu allem Übel war der oben auch noch rund. Ich habe mir meine Objektivdeckel als Hilfe genommen und das maximalste Weitwinkel genutzt, dann konnte ich den Bildausschnitt in Lightroom noch gut anpassen. Also es geht alles, sei kreativ.

Die Kamera auf einem Pfeiler

Die Kamera auf einem Pfeiler

Ich nutze dieses Stativ*.

3. Schalte den Bildstabilisator aus

Normalerweise ist er unser bester Freund. Aber bei einer langen Belichtungszeit kann er alles zerstören. Denn wie oben musst du sowieso auf einer fixen Unterlage/Stativ sein. Da bewegt sich die Kamera nicht mehr. Der Bildstabilisator versucht aber trotzdem, die Bewegungen auszugleichen. Diese gibt es aber nicht. Dies führt nun zu einer Unschärfe. Deshalb solltest du den Bildstabilisator bei langen Belichtungszeit und allgemein bei Benutzung eines Statives ausschalten.

Stabilisator und Autofokus ausschalten

Stabilisator und Autofokus ausschalten

4. Fokussiere manuell

Dieser Punkt gilt nur noch bedingt. Viele moderne Kameras können selbst bei Mondlicht noch fokussieren. Manchmal hat man nicht mal das und außerdem sind diese AF-Systeme eher nicht in den günstigeren Kameras vorhanden. Deshalb sind die meisten AF-Systeme nicht in der Lage, im Dunkeln zu fokussieren. Deshalb solltest du lieber manuell fokussieren. Gerade über den Live-View oder über das Smartphone ist dies recht einfach zu realisieren. Ist dein Hauptmotiv nun so dunkel, dass du nicht auf dieses fokussieren kannst, musst du nach Lichtern oder Sternen suchen. Für Sternbilder und Aufnahmen der Milchstraße empfehle ich dir, dass du bei Tageslicht auf den Himmel oder auf Unendlich vorfokussiert (kannst du dir bei einer Fokusskala sparen). Sonst kann es manchmal unmöglich sein, auf etwas zu fokussieren, was die Kamera auch erst nach mehreren Sekunden Belichtung sieht. 

5. Probiere den Bulb-Modus aus

Den Bulb-Modus findest du in der Belichtungszeit nach 30 Sekunden oder in einen separatem Modus auf deinem Moduswahlrad. Hier bleibt der Verschluss solange geöffnet, wie du auf den Auslöser drückst. Keine Angst, du kannst und solltest sogar auf einen Timer zurückgreifen. Diesen stellst du einfach auf die Belichtungszeit ein, die du haben willst. Häufig kann ein solcher Timer auch Intervall-Aufnahmen machen und zeit verzögert auslösen. Nun kannst du solange belichten, wie du möchtest. Deinen Kameraakku kannst du häufig auch durch eine fixe Stromversorgung oder einen Batteriegriff ersetzen, so kannst du quasi ohne zeitliche Begrenzung belichten. Ich persönlich setze den Bulb-Modus quasi nie ein. Ist es aber sehr dunkel und du kannst ISO und Blende nicht weiter verändern, kann dieser Modus noch eine Option sein. 

6. Nutze einen Fernauslöser und die Spiegelvorauslösung

Wie schon erwähnt, darf sich die Kamera während einer Langzeitbelichtung nicht bewegen. Deshalb solltest du einen Fernauslöser oder zumindest den Selbstauslöser nutzen. Denn durch das Drücken des Auslösers kommt das Kameragehäuse in leichte Schwingungen und dein Bild könnte unscharf werden. Desweiteren solltest du die Spiegelvorauslösung nutzen. Mit dieser Funktion wird Spiegel schon vor der eigentlichen Aufnahme angehoben, denn selbst durch die Spiegelbewegung kommt es zu Schwingungen im Gehäuse. Hast du jedoch eine DSLM oder eine Kamera, die keinen Spiegel hat oder du bist im Live-View, kannst du auf diese Option verzichten. Die Spiegelvorauslösung findest du in den Individualfunktionen.

7. Lasse Menschen verschwinden und Wasser weich werden

Sicherlich kennst du es auch, man steht in der Stadt und möchte ein Gebäude fotografieren, jedoch ist dies nicht möglich, weil zu viel Passanten umherstehen. Mit einer Langzeitbelichtung kannst du diese Menschen und alles, was sich bewegt, verschwinden lassen. Am Tag sind Belichtungszeiten von mehreren Sekunden jedoch nicht machbar. Das Bild wäre extrem überbelichtet. Deshalb solltest du am Tag einen ND-Filter* benutzen. Dieser lässt nur noch einen Teil, des Lichtes durch das Objektiv. Bewegen sich die Menschen nicht, funktioniert dieser Trick nicht. Auf diese Weise kannst du auch Wasser und Wolken weich und glatt erscheinen lassen. 

Alles, was sich bewegt wird bei einer langen Belichtungszeit unscharf, wie hier Autos und Menschen

Alles, was sich bewegt wird bei einer langen Belichtungszeit unscharf, wie hier Autos und Menschen

Eine langen Belichtungszeit lässt selbst einen Sturm ganz weich aussehen

Eine langen Belichtungszeit lässt selbst einen Sturm ganz weich aussehen

Fazit

Langzeitbelichtungen sind sicherlich eine der spannendsten Bereiche der Fotografie. Hier lässt sich vieles ausprobieren, egal ob Sterne oder Autolichter, für jeden ist sicherlich etwas dabei. Ich hoffe, dass ich dir mit diesen Artikel weiterhelfen konnte und dich eventuell motiviert habe, dass du dich jetzt auch mal an Langzeitbelichtungen versuchst. Wenn du magst, kannst du auch einen Link, zu einer Langzeitbelichtung, mit uns teilen. Ich bin auf eure Bilder gespannt.

Wenn du noch mehr zu diesem Thema wissen möchtest, kannst du dir mein Buch ‚Langzeitbelichtungen und Nachtaufnahmen‚ einmal gnauer angucken.

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4 Kommentare zu „7 Tipps zum Erstellen von Langzeitbelichtungen

  • Guten Tag Hendrik,
    ich habe auch schon mit Langzeit-Belichtungen herum experimentiert,
    allerdings bin ich mir beim Scharfstellen im unsicher wieviele und welchen
    Focuspunkt der Kamera ich nehmen soll.
    Nimmst du bei Landschaftsaufnahmen immer ein Weitwinkelobjektiv und
    welche ND-Filter setzt du ein?
    Herzlichen Gruß
    Heinz

    • Hallo Heinz,
      danke für deinen Kommentar.
      Das Fokussieren kann bei Langzeitbelichtungen manchmal ziemlich schwierig sein, gerade bei Dunkelheit oder bei Verwendung eines ND-Filters. Grundsätzlich sollte man immer den Fokuspunkt nehmen, der auf dem Hauptmotiv liegt. Wenn du bei Dunkelheit ist das manuelle Fokussieren die beste Möglichkeit. Wenn es sehr dunkel ist, kannst du nach Lichtern oder anderen hellen Objekte suchen und auf diese fokussieren. Wenn dieser Bereich groß genug ist, kannst du eventuell auch einen Fokuspunkt darauf legen. Beim Fotografieren des Sternenhimmels fokussiere ich manchmal schon am Tag und schalte den Fokus dann ab. Das ist allerdings nur selten der Fall. Falls du noch weitere Fragen hast, kannst du dich gerne noch mal melden.
      Bei Landschaftsaufnahmen nutze ich meistens das Canon 10-18 mm am Crop, manchmal aber auch das Teleobjektiv. Für mein Ultraweitwinkelobjektive nutze ich einen ND 3 Filter von Haida, den ich mit einem Stepdown-Ring nutze. Bis maximal 12 mm ohne Vignettierung.

      Beste Grüße
      Hendrik

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