Die Belichtungszeit verstehen und gezielt einstellen

Die Belichtungszeit ist eine der wichtigsten Gestaltungsmittel der Fotografie. In vielen Fällen ist die Wahl der richtigen Belichtungszeit entscheidend über Gelingen oder Misslingen einer Aufnahme. In diesen Artikel wirst du erfahren, was die Belichtungszeit ist und wie du sie gezielt einstellst.

Was die Belichtungszeit ist

Die Belichtungszeit ist der Zeitraum, im welcher Licht auf dem Bildsensor fällt. Vor dem Sensor befindet sich der Verschluss, dieser lässt für den Zeitraum der Belichtung das Licht durch. Deshalb spricht man auch von der Verschlusszeit.

Die Belichtungszeit wird in den häufigsten Fällen als Bruch angegeben z.B.: 1/4000; 1/125; 1/15 usw.

Das Menü für die Verschlusszeit

Das Menü für die Verschlusszeit

Hier wurde die Eos 1300d* genutzt.

Kurze Belichtungszeiten

Eine kurze Belichtungszeit wählst du immer dann, wenn du viel Licht hast, einen Moment einfrieren möchtest oder eine lange Brennweite einsetzt und die Gefahr von Verwacklern besteht. Denn bei einer kurzen Belichtungszeit ist der Verschluss nur kurz geöffnet und entsprechend kurz ist der eingefangene Moment. Ein Praxisbeispiel: Du fotografierst bei einem Fussballspiel und möchtest eine kurze Bewegungen einfrieren, wie zum Beispiel der Abstoß des Torwartes und das Gras, welches durch den Schuss hochgeschossen wird.

Mit kurzen Belichtungszeiten lassen sich Bewegungen einfrieren

Mit kurzen Belichtungszeiten lassen sich Bewegungen einfrieren

Lange Belichtungszeiten

Aufnahmen mit Lichtspuren von fahrenden Autos oder Lichtmalereien mit einer Taschenlampe kennt jeder. Diese kannst auch du mit Hilfe einer langen Belichtungszeit realisieren. Wichtig ist dabei, dass du deine Kamera auf einem Stativ* oder einer anderen stabilen Unterlage montierst. Machst du das nicht, werden die Bilder durch Verwacklungen unscharf, dies kann auch mal ein cooler Effekt sein, jedoch ist dies auf Dauer auch nicht mehr so cool. Alles was sich während einer langen Belichtungszeit bewegt, wird unscharf oder verschwindet komplett von den Aufnahmen. Möchte man bewegte Objekte scharf abbilden, sollte man eine kurze Belichtungszeit wählen, sonst besteht die Gefahr von Bewegungsunschärfe. Zum Thema Langzeitbelichtungen habe ich auch schon einen Artikel veröffentlicht.

Mit einer langen Belichtungszeit werden Bewegungen unscharf

Mit einer langen Belichtungszeit werden Bewegungen unscharf

Scharfe Bilder durch die richtige Belichtungszeit

Wie oben bereits kurz angeschnitten, kann sich die Belichtungszeit auf die Schärfe im Bild auswirken. Mehr Tipps zum Erhöhen der Bildschärfe findest du in einem eigenem Artikel.

Verwacklungsunschärfe

Einer der Hauptgründe für unscharfe Bilder ist eine zu lange Belichtungszeit, während man noch aus der Hand fotografiert. Abhilfe schafft ein Stativ oder eine kürzere Belichtungszeit. Zur Bestimmung der längsten Belichtungszeit, die man aus der Hand aufnehmen kann, gibt es eine einfache Regel.

(Effektive) Brennweite = längste Belichtungszeit aus der Hand

Wenn du mit einem 50mm Objektiv an einer Vollformatkamera fotografierst, solltest du eine Belichtungszeit haben, die kürzer als 1/50 ist.

Hat dein Objektiv einen Bildstabilisator, kannst du auch längere Belichtungszeiten wählen.

Wenn du keine Vollformatkamera besitzt (wie ich;), dann musst du die Brennweite noch mit dem Cropfaktor multiplizieren, bei Canon mit 1,6; bei Nikon mit 1,5 und beim MFT mit 2,0. Noch mal ein Beispiel: Du hast eine Canon APS-C Kamera (z.B. Eos 80D) und ein Objektiv mit einer Brennweite von 100 mm montiert. Einfache Rechnung: 100 X 1,6 = 160. Die längste, mögliche Verschlusszeit ist: 1/160.

Fotografiert man, bei zu langer Belichtungszeit, ohne feste Unterlage, werden die Bilder unscharf

Fotografiert man, bei zu langer Belichtungszeit, ohne feste Unterlage, werden die Bilder unscharf

Bewegungsunschärfe

Durch eine lange Belichtungszeit werden Bewegungen unscharf. Wenn du versuchst den Torwart beim Abstoß mit einer Belichtungszeit von 1/50 scharf abzubilden, wird dir dies nicht gelingen. Deshalb sollte man immer darauf achten, dass die Belichtungszeit kurz genug ist.

Jedoch lässt sich dieser Effekt auch bewusst nutzen wie zum Beispiel beim Lightpainting oder beim Fotografieren von Wasser (gibt einen sehr ruhigen Effekt). Auch Menschen lassen sich mit einer langen Belichtungszeit „wegzaubern“. Stell dir vor, dass du das Brandenburger Tor ohne Menschen abbilden möchtest. Natürlich wäre es am besten, früh morgens oder spät abends dort zu sein. Ist dies nicht möglich, kannst du es auch mit einer langen Belichtungszeit versuchen. Ist diese lang genug, sind die Menschen nicht zu sehen.

Hier war die Belichtungszeit zu lang, das Auto ist unscharf

Hier war die Belichtungszeit zu lang, das Auto ist unscharf

Falls du wissen möchtest, wie sich die Wahl der Belichtungszeit beim Fotografieren von Wasser auswirkt, empfehle ich dir diesen Artikel.

Fazit

Wie du sicherlich gemerkt hast ist die Wahl der richtigen Belichtungszeit recht wichtig. Ich hoffe, dass dir dieser Artikel geholfen hat und dir die Wahl der richtigen Belichtungszeit nun einfacher fällt. Dir hat dieser Artikel geholfen? Dann würde ich mich sehr freuen, wenn du diesen Artikel teilst. 

4 Kommentare zu „Die Belichtungszeit verstehen und gezielt einstellen

  • Hallo,
    hab mich ein wenig umgesehen. Schöne Seite mit interessanten Beiträgen. Auch deine Bilder finde ich top. Hab noch eine schöne Zeit.
    Gruß

    • Hallo,
      vielen Dank fürs Vorbeischauen und Kommentieren. Es freut mich sehr, dass die Inhalte gefallen.
      Mit besten Gruß
      Hendrik

    • Hallo Séverine,
      danke für deinen Kommentar. Bei sogenannten Mitziehern ist es das Ziel, dass das bewegte Objekt (Auto) scharf ist und der Hintergrund mittels Verwacklungsunschärfe unscharf ist. Du ziehst die Kamera so, dass das Objekt immer an einer bestimmten Position im Bild bleibt (z. B. Bildmitte). Die Belichtungszeit variiert je nach Geschwindigkeit, allerdings ist der Kehrwert der Geschwindigkeit (bei 50 km/h wäre dies eine Belichtungszeit von 1/50 Sek.) ein guter Ausgangswert. Wenn dein Objektiv über mindestens drei Modis für den Bildstabilisator verfügt, dann wählst du Modus zwei. Hier werden nur vertikale Bewegungen ausgeglichen. Damit die Ergebnisse gut werden, bedarf es häufig vielen Versuchen. Somit ist Experimentieren und Ausprobieren sinnvoll.
      Falls noch Fragen aufgetretten sind, kannst du gerne auf diesen Kommentar antworten.

      Gruß

      Hendrik

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