Beim Finden einer Überschrift für diesen Artikel stand ich vor einer großen Herausforderung. Ich wollte die Überschrift nicht schon wieder mit „Tipps“ beginnen lassen; dabei hätte dies in diesem Fall sehr gut gepasst.
Jetzt gibt es nur den Sachverhalt als Überschrift und einige Gedanken zu der Thematik, die deine Ergebnisse verbessern werden.
Warum eine offene Blendenöffnung lohnenswert ist
Bilder, die mit einer offenen Blende aufgenommen worden sind, erfreuen sich oft einer großen Beliebtheit. Das Bokeh und die Unschärfe kommen bei vielen Menschen sehr gut an.
Des Weiteren kannst du mit einer offenen Blende den ISO-Wert verringern und somit auch die Gefahr von Bildrauschen reduzieren. Solltest du einige unerwünschte Objekte in deinem Bildausschnitt haben, kannst du diese durch eine gezielte Fokussierung so unscharf machen, dass sie keine Aufmerksamkeit mehr bekommen.
Gründe für eine offene Blende gibt es also reichlich.
Noch eins vorweg, wenn ich hier von einer großen Blendenöffnung schreibe, meine ich Blendenöffnungen von unter 2,8 und nicht von 6,3 als maximale Blendenöffnung an einem einfachen Zoomobjektiv.
Objektive mit einer großen Blendenöffnung müssen dabei aber nicht gleich ein Vermögen kosten. Einfache Festbrennweiten wie ein 50mm sind schon für etwas über 100€ zu bekommen. Viel Spaß für vergleichsweise wenig Geld.
Damit die Bilder bei einer großen Blendenöffnung auch gelingen, habe ich hier einige Gedanken, die dir dabei helfen werden, gute Ergebnisse zu erzielen.
Den Fokus richtig setzen
Die größte Herausforderung bei einer großen Blendenöffnung ist das genaue Fokussieren. Bei einer großen Blendenöffnung ist der scharfe Bereich im Bild sehr klein. Dementsprechend kann eine minimale Veränderung des Fokus darüber entscheiden, ob ein Bild gelingt oder nicht.
Oft, aber nicht nur, werden lichtstarke Objektive für die Porträtfotografie verwendet. Hier möchte man in der Regel die Augen des Lebewesens fokussieren. Das ist aber leichter geschrieben als getan.
Der Autofokus fokussiert tendenziell eher auf die Wimpern oder die Augenlieder. Ein Fokussieren in die Augen kann da zu einer richtigen Geduldsprobe werden.
Abhilfe kann hier eine Augenerkennung schaffen. Moderne Kameras können Gesichter und Augen sehr gut erkennen und dann den Fokus auf das gewünschte Objekt legen. Sollte deine Kamera eine solche Funktion haben, darfst du sie gerne mal ausprobieren.
Manueller Fokus
Sollte dein Autofokus partout nicht die richtige Stelle fokussieren wollen, kannst du eingreifen und den Fokus manuell setzen.
Das ist aber auch nicht leicht, insbesondere bei großen Blendenöffnungen. Glücklicherweise unterstützen moderne Kameras dich auch beim manuellen Fokussieren. Auf dem Live-View oder im elektronischen Sucher kannst du in das Live-Bild hineinzoomen und den Fokus dann sehr genau setzen.
Trotz dieser Hilfsmittel ist es ratsam, auch nach der Aufnahme in das Bild zu zoomen und die Schärfe zu überprüfen.
Fokusprobleme beachten und beheben
Auch wenn deine Kamera gut auf das gewünschte Objekt fokussiert, besteht die Gefahr, dass dein Objektiv einen Fehlfokus verursacht. Das kann sogar systematisch passieren.
Hat dein Objektiv einen Front- oder einen Backfokus, liegt der Fokus entweder vor oder hinter dem eigentlichen Motiv.
In diesem Fall kannst du die Fokuskorrektur in der Kamera nutzen oder das Objektiv an eine Werkstatt schicken und dann korrigieren lassen. Das Problem ist nicht schön, doch nicht unlösbar und leider ziemlich verbreitet.
Bei der Verwendung von kleineren Blendenöffnungen fällt ein Fehlfokus nicht so schnell auf, doch bei großen Blendenöffnungen fallen sie schneller auf.
Falls du mehr zu diesem Thema wissen möchtest, habe ich einen Artikel veröffentlicht.
Auf mögliche Qualitätsprobleme achten
Es gibt einem Blendenbereich, bei dem die Bildschärfe ideal ist. Dieser Bereich ist oft zwischen der maximalen und der minimalen Blendenöffnung.
Mit einer geöffneten Blendenöffnung befinden wir uns in einem Bereich, in dem die Bildqualität nicht ideal ist. Ist dieses Problem sehr stark, hilft ein (zumindest leichtes) Abblenden oder die Korrektur der Schärfe in der Nachbearbeitung.
Auch hier kann das Problem mal stärker, mal schwächer sein. Jedenfalls hast du jetzt einmal davon gehört. Für weitere Informationen habe ich hier einen Artikel.
Für gute Ergebnisse: Wiederholen
Sollten die ersten Ergebnisse nicht wie gewünscht sein, musst du nicht verzweifeln. Meine ersten Aufnahmen mit dem 50mm 1,8 waren auch nicht zufriedenstellend. Nach ein bisschen Übung wurde es auch bei mir besser.
Es ist auch hilfreich, nicht mit Blende 1,2 anzufangen, sondern mit kleineren Öffnungen. So kannst du Erfahrungen sammeln und die Blenden immer weiter öffnen. Wie gesagt: Die größte Schwierigkeit ist das exakte Fokussieren bei diesen großen Blendenöffnungen.
Fazit
Das Fotografieren mit einer großen Blendenöffnung kann viel Spaß machen. Dies ist auch eine Sache, in der sich DSLR/Ms noch von Smartphones abheben können. Denn ein natürliches Bokeh wirkt besser als eine Berechnung des Computers.
Nun frohes Blendenöffnen!