In vielen Artikeln beschreibe ich Situationen, in denen du mit dem manuellen Fokussieren die schärfsten Ergebnisse erzielen wirst. Das manuelle Fokussieren ist auch nicht wirklich schwer, doch es gibt ein paar Tipps, mit denen das Ganze noch etwas einfacher wird, beziehungsweise auch in schwierigen Situationen möglich ist.
Aber warum sollte man überhaupt manuell fokussieren?
1. Man hat gerne die Kontrolle über alle Aktionen an der Kamera. Kann man machen, doch in den meisten Situationen habe ich kein Problem damit, etwas Kontrolle an die Kamera abzugeben.
2. Der Autofokus erzielt in der aktuellen Situation keine brauchbaren Ergebnisse. Dies ist besonders oft im Dunkeln der Fall, wobei moderne Kameras auch bei Mondlicht noch ganz entspannt fokussieren können.
AF/MF umschalten
Damit du nicht gegen den Autofokus ankämpfen musst, empfiehlt es sich, den Autofokus auszuschalten. Bei vielen Objektiven kannst du den Autofokus nach dem Fokussieren überschreiben (manuel overwrite). Doch beim nächsten Drücken des Auslösers hat der Autofokus wieder die Überhand.
Den Autofokus kannst du meistens am Objektiv ausschalten. Dafür gibt es einen Schalter, der mit „AF/MF“ beschriftet ist. Sonst gibt es noch die Möglichkeit, dass sich dieser Schalter am Kameragehäuse befindet oder die Option im Menü der Kamera zu finden ist. Allerdings ist dies eher selten.
Das eigentliche Fokussieren
Nun drehst solange am Fokusring, bis das Bild scharf ist. So einfach ist die Sache mit dem manuellen Fokussieren.
Wenn du Nutzer einer DSLR bist, nutzt du am besten den Live-View und zoomst noch etwas in das Bild hinein und achtest darauf, dass dein Motiv scharf ist. Als Nutzer einer DSLM gibt es auch die Möglichkeit, dass dir auch im Sucher eine Vergrößerung geboten wird.
Beim Fokussieren kommt es vor, dass man sich langsam an ein scharfes Bild herantastet. Zuerst ist man meist etwas hinter dem scharfen Punkt, dann wieder vor dem scharfen Punkt. Dieses Spiel macht man jetzt solange, bis die Schärfe sitzt. Auch alte Autofokussysteme haben früher sehr viel herumgepumpt, die Technik ist also ähnlich vorgegangen.
Kantenanhebung / Fokus peaking
Bei DSLMs gibt es die Möglichkeit, sich anzeigen zu lassen, wo die Schärfe aktuell im Bild liegt. Die Kanten der scharfen Bereiche sind dann in irgendeiner Form angehoben, meist mit der Farbe Rot. Diese Option wird auch als Fokus peaking bezeichnet.
Bei DSLRs ist diese Möglichkeit mithilfe eines Workarounds auch möglich. Sehr umfangreiche Apps, die eine Steuerung der Kamera erlauben, ermöglichen eventuell auch eine Kantenanhebung. Die Kamera verbindest du mittels W-LAN oder über eine USB-Verbindung mit dem mobilen Endgerät. Eine populäre und sehr starke App, die diese Möglichkeit bietet, ist qDslrDashboard.
Fokussieren ohne Licht
Am Tag und bei einer großen Menge an Umgebungslicht ist das Fokussieren ziemlich einfach, deshalb kann es auch der Autofokus unter guten Bedingungen sehr gut. Jetzt geht es darum, wie das Ganze funktioniert, wenn dir gerade gar kein Licht zur Verfügung steht.
Dann suchst du als erstes nach Lichtquellen. Irgendeine Lichtquelle hat man (fast) immer in seiner Umgebung. In den Bergen kann dies eine Berghütte in einigen Kilometern Entfernung sein oder bei mir in Schleswig-Holstein gehen (leider) eigentlich immer Windkraftanlagen.
Ein kleines Licht findet man also fast immer. Hier kannst sogar ziemlich einfach fokussieren. Das Bild ist dann scharf, wenn der Kreis der Lichtquelle am kleinsten ist oder eventuell gar kein Kreis mehr ist.
Das Motiv selbst beleuchten
Wenn die obengenannte Methode nicht funktioniert, weil es zu dunkel ist oder dein Motiv näher dran ist, kannst darüber nachdenken, das Motiv selbst zu beleuchten. Dann ist vielleicht auch schon wieder so hell, dass der Autofokus arbeiten kann.
Vorfokussieren
Diese Methode verwende ich oft beim Fotografieren der Milchstraße. Dann bin ich an so dunklen Orten, dass es selbst mit Windkraftanlagen schwierig wird. Dabei fokussiere ich am Tag auf die Wolken oder einfach auf Unendlich. Danach mache ich den Autofokus aus und habe in der Nacht ein fokussiertes Objektiv.
Fokussieren mit der Fokusskala
Die Fokusskala zeigt dir an, in welcher Entfernung die Schärfe liegt. Bevor du damit in Situationen ohne Licht fokussierst, solltest du diese Methode am Tag ausprobieren. Auch solltest du klären, wie du am Fokusring drehen musst, damit die angezeigte Entfernung auch wirklich eingestellt ist. Gerade bei Unendlich gibt es viel Verwirrung. Viele Fotografen drehen das Objektiv bis zum Anschlag und liegen hinter Unendlich und daraus resultiert ein komplett unscharfes Bild. Etwas Ausprobieren schafft hier Klarheit.
Fazit
Falls du mit deinen Autofokus nicht weiterkommst, hast nun auch eine Alternative. Ich hoffe, dass du einiges aus dem Artikel mitnehmen konntest.
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Erstmal „Danke“ für Deinen Artikel. Wie Diu schreibst, wäre qDslrDashboard eine gute Hilfe. Aber ich finde für meine Olympus e 30 bzw OMDe 10/II keinen Zugang zu qDslrDashboard. Was kann ich machen?
Einen Gruß aus Teltow
Hans-Jürgen Hartwig
Hallo Hans-Jürgen,
qDslrDashboard unterstützt tatsächlich keine Kameras aus dem Hause Olympus. Dem Entwickler nach liegt das daran, dass keine ausreichende Dokumentation vorliegt und er selbst keine Olympus besitzt.
Die E-M10 ii kannst du mit der App „Olympus Image Share“ kabellos mit Smartphone/Tablet fernsteuern. Bei der E 30 wird es schon etwas schwieriger. Ich habe nur die Möglichkeit gefunden, das Gerät mittels „Olympus Studio 2“ unter Windows/MacOS zu verwenden. Mit einem Tablet, welches mit Windows läuft, ginge das auch mobil ziemlich elegant. Wenn du auf das Kabel zwichen Kamera und Computer verzichten möchtest, könntest du einen Raspberry Pi entsprechend einrichten. Das ist allerdings mit einigen Experimentieren verbunden.
Gruß
Hendrik