Wie du Mitzieher aufnehmen kannst

In diesem Artikel möchte ich dir die Technik erklären, mit der du Mitzieher aufnehmen kannst. Die Frage kam dabei aus der Community, was mich sehr freut, da ich ein Thema habe und dieses auch eine gewisse Relevanz genießt. Für Fragen und Themenvorschläge bin ich also immer offen.

Was versteht man unter Mitziehern?

Ein Mitzieher ist ein Bild, welches ein bewegtes Objekt zeigt. Dieses Objekt ist dabei nicht eingefroren, dennoch scharf abgebildet. Ziel ist es, das Motiv so scharf wie möglich abzubilden und einen unscharfen Hintergrund zu erreichen.

Jedes bewegte Objekt kann zum Motiv eines Mitziehers werden

Der Hintergrund wird nicht durch eine große Blendenöffnung unscharf, sondern durch das (mehr oder weniger) kontrollierte Ziehen der Kamera. Würdest du einen Mitzieher ohne Objekt machen, hättest du nur einen unscharfen und „verwackelten“ Hintergrund.

So kann der Hintergrund eines Mitziehers aussehen

Die Wahl der Verschlusszeit

Dieser Punkt hat es durchaus in sich, im Zweifel ist viel Ausprobieren angesagt. Doch lass uns zuerst einige Anforderungen an die Verschlusszeit formulieren.

1. Wir wollen einen unscharfen Hintergrund durch das Bewegen der Kamera erreichen. Das schließt kurze Belichtungszeiten aus.

2. Wir wollen, dass man die Bewegung des Objektes auch im Bild sieht. Das spricht auch wieder eher für längere Belichtungszeiten.

3. Die Belichtungszeit sollte in einem Bereich sein, der sich noch gut kontrollieren lässt. Was wiederum für nicht allzu lange Belichtungszeiten spricht.

Dieses Motiv bremst zwar, doch es bewegt sich, allerdings ist es bei dieser kurzen Verschlusszeit (1/2000 Sek) eingefroren

Bei dieser Methode bedienen wir uns bewusst der Verwacklungsunschärfe, doch Teile des Bildes sollen noch scharf sein. Bevor ich noch länger auf dieser abstrakten Ebene bleibe und am Ende alle verwirrt sind, nehme ich ein konkretes Beispiel.

Du möchtest ein schönes Auto vor einem Wald fotografieren. Da dieses Auto nicht nur gut aussieht, sondern auch eine gute Performance auf die Straße bringt, soll diese Dynamik im Bild zu sehen sein.

Du wählst nun eine Belichtungszeit, die als Kehrwert in etwa der Geschwindigkeit entspricht. Dass das mit den Einheiten natürlich wenig Sinn ergibt, lassen wir außen vor, sonst kommen wir nie auf einen grünen Zweig.

In unserem Beispiel fährt das Auto knapp 50 km/h, die entsprechende Belichtungszeit beträgt 1/50 Sek. Dies ist ein grober Richtwert, je nach Motiv und Situation muss man etwas rumprobieren. Bei einem Flugzeug während des Starts kämen wir rechnerisch auf Belichtungszeiten zwischen 1/250 Sek und 1/320 Sek. Da ist allerdings noch keine Spur von Bewegungsunschärfe und die Kamera kann ich auch nicht so schnell bewegen.

Beim Fotografieren von Radfahren kam ich auf eine Belichtungszeit von 1/40 Sek oder auch ein 1/50 Sek, doch die besten Ergebnisse habe ich im Bereich von 1/15 Sek gemacht. Hier heißt es einfach ausprobieren und Erfahrungswerte sammeln.

Hier ist nur das Auto scharf, alles andere ist unscharf – ein technisch gelungener Mitzieher

Blende und ISO-Wert anpassen

Die Wahl der Blende und des ISOs haben hier eher einen sekundären Einfluss auf das Bild. Der Hintergrund wird durch die Bewegung der Kamera sowieso unscharf, also braucht man nicht unbedingt eine große Blendenöffnung. Vielmehr kann es bei viel Umgebungslicht sein, dass du trotz kleinen ISOs eine kleine Blende verwenden musst, da die Belichtungszeiten ziemlich lang sind. Eventuell brauchst du sogar einen ND-Filter.

Fokussieren

Da wir es hier mit bewegten Motiven zu tun haben, ist eine hohe Geschwindigkeit vom Vorteil. Der AF-Betriebsmodus deiner Wahl ist AF-Servo. Die Kamera fokussiert dauerhaft beim Drücken des Auslösers. Den Fokuspunkt legst du natürlich dahin, wo sich das Motiv befinden soll.

Das eigentliche Mitziehen

Bleiben wir beim Beispiel mit dem Auto. Die Belichtungszeit hast du auf circa 1/50 Sek eingestellt. Das Auto soll sich im goldenen Schnitt befinden, der Fokuspunkt ist ausgewählt und das Auto ist in deinem Bildausschnitt. Nun ziehst du die Kamera so, dass das Auto immer im goldenen Schnitt bleibt und drückst währenddessen auf den Auslöser.

Nach einige Durchgängen solltest du ein Bild haben, auf dem das Auto (Räder ausgenommen) scharf ist und der Hintergrund sollte nur ein Misch-Masch aus den Farben des Laubs sein. Das ist nun der Mitzieher.

Gerade am Anfang wird man viel Ausschuss produzieren

Jetzt kümmern wir uns noch um ein paar Details.

Mit dem Bildstabilisator kooperieren

Der Bildstabilisator versucht sowohl horizontale als auch vertikale Bewegungen auszugleichen. Bei Mitziehern wollen wir jedoch eine Unschärfe auf der horizontalen Achse erreichen. Ein gewöhnlicher Bildstabilisator würde gegen uns arbeiten. In diesem Fall schaltest du ihn aus.

Viele Objektive verfügen nur über zwei Modis

Hast du ein Objektiv, welches dir mehrere Modis beim Bildstabilisator anbietet, wählst du Modus zwei. Hier werden nur vertikale Bewegungen ausgeglichen. Sollte dein Objektiv noch mehr Modis haben, solltest du einen Blick ins Handbuch werfen. Eventuell ist Modus drei dann ein Modus, der im Hochformat wie Modus zwei funktioniert. Vielleichthat dein Objektiv einen Lagesensor und erkennt, ob du im Hoch- oder Querformat fotografierst.

Braucht man ein Stativ?

Ein Stativ ist nicht unbedingt notwendig, doch es wäre von Vorteil. Deine Kamera sollte fix sein, doch auf der horizontalen Achse muss die Kamera frei zu bewegen sein. Hier stoßen manche Kugelköpfe an ihre Grenzen.

Beim Stativ ist darauf zu achten, dass sich die Kamera horizontal gut bewegen lässt

Solltest du ein Einbeinstativ oder auch Monopod benutzen, kann dies eine nützliche Hilfe sein. Du kannst dich um deine eigene Achse drehen, doch die vertikale Achse lässt sich gut stabilisieren.

Der Hersteller Vanguard bietet Stative, welche sich durch den Pistolenkopf besonders gut für Mitzieher eigenen. Hier findest du ein solches Modell auf Amazon*.

Fazit

Mitzieher sind eine spannende Technik. Hat man das Prinzip verstanden, braucht man nur etwas Übung und dann kann spannende und gute Ergebnisse erzielen. Wer noch Fragen hat, kann sie sehr gerne stellen.

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