Heute werden wir sehr praktisch und uns ein spannendes Motiv angucken. Spannend deshalb, weil wir selbst Teil der Milchstraße sind und diese dennoch fotografieren wollen.
Das ist in etwa so, als würde ein Goldfisch seine Goldfischkugel fotografieren. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Milchstraße nicht so transparent ist, sondern eher schwarz. Für alle, die die Anspielung auf Stephen Hawking bemerkt haben, der Effekt ist durchaus gewollt.
In diesem Artikel erkläre ich dir, welche Bedingungen zutreffen müssen und was du bei der Aufnahme beachten solltest.
Die richtige Zeit
Wir leben in einer Welt/einem Sonnensystem, welche/s über mindestens vier Dimensionen verfügt, und alle Dimensionen müssen passen, damit es zu einer Begegnung kommen kann.
Als erstes schauen wir uns die Dimension „Zeit“ an.
Die Jahreszeit
Die Milchstraße lässt sich bei uns in Mitteleuropa am besten zwischen April und Oktober beobachten. Im Winter hast du keine Chance, die Milchstraße am Himmel zu sehen.
Für andere Orte (und Planeten) sieht die Sache natürlich wieder anders aus. Da ich nun nicht alle möglichen Punkte auf der Welt und die entsprechende Milchstraßensaison auflisten kann, solltest du vor einer Fernreise recherchieren, ob du die Milchstraße zum gewünschten Zeitraum sehen kannst.
Grundsätzlich kann man aber sagen, dass die Milchstraße am Äquator und den umliegenden Breitengraden immer zu sehen ist.
Das richtige Datum im Mondzyklus
Der Mond ist der wohl bekannteste Reflektor in diesem Sonnensystem. Wer einmal bei Vollmond draußen war, weiß wie hell dieser Reflektor sein kann und wie wenig Sterne man in einer solchen Nacht sehen kann.
Für die Aufnahme der Milchstraße bieten sich also Nächte an, in denen der Mond nicht allzu präsent ist. Allerdings ist etwas Mondlicht durchaus hilfreich, denn mit diesem Licht wird ein möglicher Vordergrund gut und natürlich aufgehellt.
Im Mondzyklus sind somit Nächte um den Neumond besonders interessant. Diese Nächte kannst du mit sogenannten Mondkalendern ermitteln.
Ein Mondzyklus dauert übrigens 29,5 Tage. Mit dieser Angabe kannst du den Mondstand auch selbst berechnen.
Die richtige Uhrzeit
Dass man die Milchstraße nicht zur Mittagszeit aufnimmt, ist wohl allen bewusst, denn das Licht ist einfach zu hart.
Spaß beiseite, es sollte natürlich dunkel sein. Dunkel kann aber auch durchaus die Dämmerung sein.
Für Mitteleuropa gilt: Am Beginn der Saison ist die Milchstraße in der ersten Nachthälfte zu sehen. Dieser Zeitpunkt verschiebt sich im Laufe der Saison zunehmend nach hinten. Am Ende der Saison ist die Zeit vor dem Sonnenuntergang am besten geeignet.
Wann die Milchstraße am schönsten über deinem Motiv steht, kannst du mit Apps und Software ziemlich gut bestimmen. Weiter unten gebe ich noch konkrete Empfehlungen.
Der richtige Ort
Jetzt wird es komplex, denn wir wollen uns um drei Dimensionen gleichzeitig kümmern.
Ein interessanter Vordergrund
Wie immer ist ein guter Vordergrund existenziell. In der Nacht ist dieser idealerweise beleuchtet, beziehungsweise manuell durch dich beleuchtet.
Der Klassiker „Milchstraße über dem Wald“ ist leider oft „Milchstraße über etwas dunklem“. Hier könnten auch zwei Bilder mit unterschiedlicher Belichtung helfen.
Gängige Vordergründe wären zum Beispiel Leuchttürme, Burgen oder Städte.
Wie ich meine Locations finde, habe ich hier beschrieben.
Wenig Lichtverschmutzung
Damit du die Sterne auch wirklich sehen kannst, darf der Himmel und die Umgebung nicht allzu hell sein. Hast du schon einmal einen tollen Sternenhimmel in der Großstadt gesehen? Einige Sterne laden zum Träumen und Fantasieren ein, doch die umfangreichsten Sternenhimmel sieht man weit entfernt von jeglicher Zivilisation.
Es gibt Karten, mit denen kannst du die Lichtverschmutzung sehen. Im Englischen spricht man von „lightpollution“, falls du diesen Begriff für deine Suche benötigst. Ich persönlich nutze sehr gerne den Dienst von lightpollutionmap.info.
An dieser Stelle möchte ich dir auch noch einige Beispiele geben, die sich gut für Aufnahmen des Sternenhimmels eignen, falls du noch Reiseziele suchst.
In Deutschland bieten sich vor allem unsere Mittelgebirge an. Der Harz sowie der Schwarzwald wären bekannte Beispiele. Allerdings zählt auch die Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern zu einen der dunkelsten Gebiete Europas. Hier gibt es auch viele Stege, die man für den Vordergrund verwenden kann.
Auf europäischer Ebene ist auch Südportugal eine spannende Adresse. Dort soll es ziemlich dunkel sein und für einen Trip nach Portugal muss man, zumindest bei mir, wenig Überzeugungsarbeit leisten.
Das Wetter
Mit unseren Kameras kann man nur Dinge fotografieren, die man auch wirklich sieht. Deshalb sollte zwischen uns und den Sternen möglichst wenige Wolken und Dunst sein, sonst wird es schwierig.
Hier helfen Wettermodellkarten oder ein Blick aus dem Fenster. Ziemlich gute Faustformel: Bei geschlossener Wolkendecke lohnt es sich nicht, einen Trip zu starten. Ich spreche aus Erfahrung.
Sinnvolle Kameraeinstellungen
Eine weitere Hürde ist das richtige Aufnehmen der Milchstraße. Wir haben es hier mit gleich zwei Schwierigkeiten zu tun: Die Erde dreht sich und der Sternenhimmel ist ziemlich dunkel.
Da sich die Erde dreht, können wir nicht beliebig lange belichten, ohne dass Sterne zu Spuren, sogenannten Startrails, werden. Wann dies der Fall ist, hängt von deiner Brennweite ab. Deshalb lohnt es sich, während der Aufnahmesesion in die Bilder zu zoomen und zu überprüfen, ob die Sterne scharf sind.
Schwierigkeit zwei (dunkler Himmel), wird durch diese Einschränkung, noch etwas verschärft. Damit die Sterne überhaupt zu sehen sind, sollte die Blende des Objektives voll geöffnet sein. Damit diese möglichst groß ist, sollte das Objektiv ziemlich lichtstark sein.
Den Rest kompensierst du über einen hohen ISO-Wert. Werte von 3200 sind nicht ungewöhnlich. Das führt zwar zu Bildrauschen, das ist aber besser als unscharfe Sterne. Da das ISO-Rauschen auch durch die Temperatur beeinflusst wird, sind Nächte zu Beginn der Session vielleicht besser geeignet als die einzige Tropennacht des Jahres im August.
Stativ und Fernauslöser sind für scharfe Langzeitbelichtungen zusätzlich sinnvoll.
Fazit
Das Fotografieren der Milchstraße ist durchaus anspruchsvoll. Selten treffen alle Bedingungen perfekt zusammen, weshalb richtig gute Milchstraßenbilder auch schwierig zu erstellen sind. Ich persönlich habe noch kein Bild von der Milchstraße, von welchem ich extrem begeistert bin.