Warum ich keine optischen Verlaufsfilter verwende

Heute widme ich mich einem etwas kontroversen Thema. Es geht um die Benutzung von optischen Verlaufsfiltern oder darum, ob sie durch moderne Software überflüssig geworden sind.

Allgemeines

Verlaufsfilter sind Filter, deren Stärke über die Fläche des Filters schwächer wird. Im Fall eines ND-Verlauffilters kannst du einen schwarz zu weiß Verlauf vorstellen. Sinnvollerweise im Hochformat. Du hast auf der einen Seite eine Verdunklung und am anderen Ende keine Abdunklung. Diesen Filter verwendet man, wenn man nur einen Teil des Bildes abdunkeln möchte. Häufig ist dies in der Landschaftsfotografie und bei folgenden Bildaufbau der Fall: dunkler Vordergrund und heller Himmel. So kann man ein Ausbrennen des Himmels vermeiden und Details im Vordergrund bleiben erhalten.

So ähnlich kann man sich einen ND-Verlaufsfilter vorstellen

So ähnlich kann man sich einen ND-Verlaufsfilter vorstellen

Dann gibt es noch Farbverlaufsfilter. Diese haben meist die Farbe Gelb oder Blau. Hiermit kann zum Beispiel eine Tönung des Himmels erreicht werden.

Ein dunkler Vordergrund und ein heller Himmel ist ein häufig anzutreffende Kombination

Ein dunkler Vordergrund und ein heller Himmel ist eine häufig anzutreffende Kombination

HDR in Lightroom und Photoshop

Auf die Farbverlaufsfilter komme ich später noch zu sprechen, jetzt geht es erst einmal um die ND-Verlaufsfilter. Hier möchte man den Kontrast zwischen hellen und dunklen Bildbereichen verringern. Allerdings kann man das Problem mit einem hohen Dynamikumfang auch anders in den Griff bekommen. Eine sehr angenehme Methode ist das HDR.

Mit Lightroom und Photoshop ist das Erstellen von HDRs jetzt so einfach in den Workflow zu integrieren, dass es nur noch einen geringen Mehraufwand bedeutet. Auch haben die Ergebnisse eine hohe Qualität, sodass ich auf optische Verlaufsfilter verzichten kann.

Für optische Verlaufsfilter braucht man klare Kanten

Die Abstufungen des Verlauffilters sind gleichmäßig. Der Übergang zwischen hellen und dunklen Bildbereichen ist es nur selten. Der Horizont am Meer ist hier ein dankbares Motiv. Bei einem Wald im Vordergrund sieht es schon anders aus, hier ist der Übergang ziemlich unregelmäßig. So kann es vorkommen, dass auch der Vordergrund abgedunkelt wird und das gilt es eigentlich zu vermeiden. Beim HDR treten solche Problematiken nicht auf.

In diesem Fall wäre das Ausrichten des Filters sehr schwierig, zumal der Bildaufbau die Verwendung erschwert hätte

In diesem Fall wäre das Ausrichten des Filters sehr schwierig, zumal der Bildaufbau die Verwendung erschwert hätte

Verlaufsfilter sind unpraktisch in der Handhabung

Verlaufsfilter gibt es fast nur als Einschubfilter. Damit man diese verwenden kann, muss ein Ring am Objektiv befestigt werden, dann ein Halter auf diesen Ring gesetzt werden und schlussendlich wird der eigentliche Filter festgemacht. Das klingt nicht unbedingt praktisch, es ist auch ziemlich unpraktisch. Möchte man dieses ganze Equipment verwenden, muss man es natürlich auch mitnehmen. Noch ein Nachteil.

Für die Benutzung von Verlaufsfiltern benötigt man eine Vielzahl an Dingen

Für die Benutzung von Verlaufsfiltern benötigt man eine Vielzahl an Dingen

Ein HDR bietet mehr Potenzial

Wenn du einen potenten Rechner hast, kannst du ohne Schwierigkeiten auch eine Vielzahl von Bildern mit großen Helligkeitsunterschieden verrechnen lassen. Du hast ein großes Potenzial. ND-Verlaufsfilter sind natürlich auch in unterschiedlichen Stärken verfügbar, doch du wirst mit einem Verlaufsfilter nie das Potenzial haben, welches ein HDR bieten kann.

Mit einem HDR kann einen „höheren“ Dynamikumfang erreichen als man durch einen Verlaufsfilter erreichen kann

Gute Filter sind kostenintensiv

Wenn du Bilder mit guter Qualität machen möchtest, solltest du keine Filter mit geringer Qualität verwenden. Doch Filter mit guter Qualität haben auch einen entsprechenden Preis. Photoshop und Lightroom haben sowieso viele von uns und somit kann man auf die Filter verzichten.

Farbverlaufsfilter

Der Großteil des Artikels beschäftigte sich mit den ND-Verlaufsfiltern. Ich weiß, dass es auch Farbverlaufsfilter gibt. In der Praxis habe ich die Farbverlaufsfilter zweimal benutzt. Mir war der Effekt entweder zu stark oder zu schwach. Wenn ich einen Himmel oder anderen Bildbereich mit einer anderen Farbe tönen möchte, nutze ich konsequent Lightroom (M).

Fazit

Ich persönlich sehe keinen wirklichen Grund, heutzutage noch optische Verlaufsfilter zu benutzen. Sie sind unpraktisch und der Effekt ist nur sehr bedingt wirklich brauchbar. Das ist meine Meinung. Auch ist mir klar, dass dieses Thema wirklich kontrovers diskutiert wird. Jetzt bin ich gespannt, wie du das Thema siehst. Ich freue mich auf einen sachlichen Austausch im Kommentarbereich.

3 Kommentare zu „Warum ich keine optischen Verlaufsfilter verwende

  • Hi Hendrik, ich setze konsequent auf optische Verlaufsfilter im Stecksystem (die gibt’s aber auch als Schraubfilter, nur sind sie da extrem unpraktisch). Ich finde einfach, dass Bilder ausgeglichener und harmonischer wirken, wenn sie mit einem Filter vor Ort in einer Bilddatei entstehen anstatt als Komposition auf mehreren Dateien in einer Software. Außerdem ist mir die Zeit der Nachbearbeitung zu schade: Was du ansprichst, dass die Filter unpraktisch und umständlich seien, empfinde ich als Zeitverlust, wenn ich daran denke, dass ich erst mehrere Bilder bearbeiten und verrechnen und schließlich nochmals anpassen müsste. Außerdem mag ich es gerne, ein ziemlich finales Bild schon in der Kamera zu sehen. Für gute Verlaufsfilter braucht man auch nicht zwingend scharfe Kanten, da die Filter einen weichen Verlauf haben, der sich selten im Vordergrund zu stark ausprägt. Das ist meine Meinung 🙂
    VG Niklas

    • Hi Niklas,
      Zeitaufwand ist natürlich ein Punkt, doch das Bearbeiten vor dem Verrechnen lasse ich weg. Sonst ist dies natürlich ein Punkt, den ich als Kaufgrund für sündhaft teure und performante Computer nehmen kann. Ein Ergebnis vor Ort ist natürlich eine sehr angenehme Sache, die mit meiner Methode nur bedingt möglich ist.
      Letztendlich gibt es viele Wege zum Ziel und alle haben ihre Daseinsberechtigung.

      Gruß
      Hendrik

  • Interessanter Ansatz:
    Ich nutze beides!
    Das liegt auch daran mit wem ich unterwegs bin und wie
    Also wenn ich der Einzige Fotograf bin nutze ich die HDR Funktion mehr.
    Bin ich mit anderen Fotografen unterwegs auch gerne die Filter.
    Das eine sollte das andere nie ausschließen sondern ergänzen oder erweitern.
    Es gibt für mich kein Richtig oder falsch, wichtig ist das Ergebnis muss einem selbst gefallen ob nun so oder so zum Ziel ist dabei egal.
    Von den ganzen Verlaufsfiltern habe ich einen 0,9 Hard,Soft und Reverse sowie einen 1.2 Horizon mehr auch nicht.
    Ob und was ich nun (Mit anderen Fotografen oder alleine auf Tour) einsetzte hängt vom Motiv ab.
    Klar offene Landschaften gerne die Filter, in Städten dann HDR. Was aber immer mit Dabei ist sind mein ND1000 & Polfilter.
    LG
    Markus

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