Sofern du nicht dauerhaft ohne eine Speicherkarte fotografierst, bist du bestimmt daran interessiert, dass deine Bilder auch über den Moment hinaus bestehen bleiben. Mit der richtigen Sicherungsstrategie ist das auch kein Hexenwerk.
Heute wollen wir uns aber darum kümmern, wie du deine Bilder auch wiederfindest.
Braucht man überhaupt eine Ordnung bei der Archivierung?
Chaos ist zwar auch eine Ordnung, doch sie folgt keiner verständlichen Logik und ist bei der Archivierung von Daten eher zu vermeiden. Es gibt zwar auch Leute, die mit wenigen Klicks ihre Daten finden, obwohl alle Festplatten den Namen „Bilder“ tragen.
Solche Leute mag es geben, doch der Rest sollte sich vielleicht Regeln überlegen, nach denen er die Bilder sortiert und archiviert.
In diesem Artikel gibt es einige mögliche Strategien, von denen zwar keine für dich perfekt passen muss, vielleicht aber die Kombination und Abwandlung einzelner Strategien.
Der Klassiker: Eine Ordnerstruktur
Schon seitdem es Computer gibt, sortieren Benutzer ihre Dateien in Ordnern. Das ist prinzipiell auch eine sinnvolle Vorgehensweise, denn Ordner sind gut zu verstehen und eine einmal angelegte Ordnerstruktur kann unter den gängigsten Betriebssystemen genutzt werden.
Ein weiterer Vorteil einer Ordnerstruktur ist die grundsätzliche Notwendigkeit von Ordnern. Man kann zwar alle Bilder in einen Ordner ablegen, doch Unterordner sind einfach schöner. Wenn man diese Unterordner anlegt, kann man das auch gleich sinnvoll machen.
Allerdings reichen Ordner allein nicht immer aus, um ein Bild zu finden, beziehungsweise mit den gängigsten Ansätzen ist das nicht möglich.
Meine Ordnerstruktur für Bilder
Ich lege meine Bilder auch in Ordnern ab. Die oberste Ebene bildet das Verzeichnis „Bilder“ oder „Archiv“. Dies sagt natürlich noch nicht so viel.
Nun folgen Ordner, in denen die Ordner des jeweiligen Jahres liegen.
Abhängig von der Anzahl Session, die du durchführst, kann es zusätzlich sinnvoll sein, eine Ebene mit Monaten einzufügen. Bei mir lohnt sich das nicht und ich empfinde diese Vorgehensweise als zu unübersichtlich.
Jetzt sind wir bei meiner Vorgehensweise auf der einzelnen Sessionebene. Die einzelnen Ordner werden nach dem Schema JJJJ_M_DD_{Sessionname} benannt. Für mich ist dabei der Zusatz Sessionname wichtig, denn ein Datum sagt mir oft wenig. Mit einem Schlagwort dahinter sieht die Sache schon wieder anders aus.
Bei mir hat sich dieses System bewährt und bildet eine wichtige Säule in meiner Bildarchivierung, aber nicht die einzige.
Die Vergabe von Schlagwörtern
Mit Schlagwörtern kommen wir nun zum ersten Vorteil des Computers. Ordner kann ich auch analog anlegen, doch Daten nach Stichwörtern zu sortieren, ist mit Registern und ähnlichen nicht schön, zumal ein Dokument nur einem Stichwort zuordnen kann oder das Dokument für mehrere Stichwörter dupliziert werden müsste.
Wenn du Dateien am Computer mit Schlagwörtern versehen möchtest, ist das in vielen Bildverwaltungsprogrammen einfach möglich. Die Stichwörter werden nun in den Metadaten der Datei gespeichert. Bei den meisten Formaten hast du nur eine Datei, bei RAW-Bildern wird eine zusätzliche Datei erstellt (*.xmp).
Da die Vergabe von Stichwörtern bei nahezu allen Dateien möglich ist, kann man mit vielen Programmen nach Stichwörtern suchen. So es ist auch mit einigen Dateiexplorern möglich.
Wenn du deine Bilder brav mit Stichwörtern versehen hast und nun ein Verzeichnis geöffnet hast und nach einem Wort suchst („Flugzeug“), werden dir alle Dateien des Verzeichnis sowie den Unterordnern angezeigt, die mit dem Stichwort „Flugzeug“ versehen sind.
Das ist ziemlich cool. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass du die Bilder mit Stichwörtern versehen musst. Mit Programmen wie Lightroom und co geht das zwar komfortabel, dennoch ist die Sache durchaus aufwändig. Doch es lohnt sich.
Mit Ortsmarkierungen
Das Prinzip der Ortsmarkierungen ist dem der Stichwörtern ähnlich. Hier werden nun die Koordinaten des Aufnahmeortes in die Datei geschrieben.
Wenn du eine gut ausgestattete Kamera hast, verfügt diese vielleicht über ein GPS-Modul und zeichnet die Koordinaten während der Aufnahme auf und legt diese in der Datei ab. Falls du eine ältere/günstigere Kamera nutzt, gibt es die Möglichkeit, dass du Bilder manuell mit Ortsmarkierungen versiehst oder deine Route mit dem Smartphone aufzeichnest und den Standort über die Uhrzeit deinen Bildern zuordnest.
Ortsmarkierungen haben dabei eine große Stärke. Sie kommen unseren Erinnerungsprozess sehr nah. Oft fällt mir direkt der Ort ein, an dem ich das Bild aufgenommen und dann kann ich die Bilder auf der Karte wiederfinden. In Lightroom ist diese Möglichkeit mit dem Kartenmodul gut umgesetzt.
Das Kartenmodul ist übrigens der Grund, warum ich damals auf die neue Lightroomversion geupdatet habe. Man hat die Unterstützung des Kartenmoduls für Lightroom 5 einfach serverseitig abgeschaltet. Mieses Spiel.
Allerdings sind Ortsmarkierungen kein Allheilmittel. Wenn du oft an einem Ort fotografierst, sind die Markierung wenig wert. Als Studiofotograf mit eigenem Studio sind sie quasi sinnlos.
Mit Hilfe von Gesichtsmarkierungen
Eine weitere spannende Möglichkeit ist das Filtern nach Gesichtern. Diese Technik hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Die ersten Versuche mit der Photogallery von Microsoft waren eher suboptimal. Die Software hatte schon fast Kreativität oder einfach einen unausgereiften Algorithmus. Bäume haben nämlich wenig mit Gesichtern zu tun.
Heute können viele Programme aber sehr gut mit Gesichtern um und können diese den entsprechenden Personen gut zuordnen. Die Gesichtserkennung wird zwar auch in anderen Staaten – aus unserer Sicht – unschön verwendet, doch ich glaube an das Gute im Menschen und an die Verbesserung, die doch durch Technologie möglich wird.
Bei der Gesichtserkennung in der Bildverwaltung importierst du viele Bilder und das Programm sucht nun Gesichter. Dann beginnst du, den ersten Gesichtern Namen zuzuordnen. Jetzt legt die Software richtig los und erkennt die Gesichter in den Bildern und beschriftet diese entsprechend.
Mit dieser Technik kannst du zumindest bestimmte Personen wiederfinden.
Da mein Rechner zwar recht modern ist, aber dennoch eine geringe Rechenleistung hat, würde Lightroom statt 120% meiner Systemleistung wahrscheinlich 150% meiner Leistung nutzen. Deshalb setzte ich bei Personen noch händisch Stichwörter.
Beim Thema Ressourcenmanagement und Datenschutz darf Adobe noch nachbessern, um auch noch mal kritische Worte fallen zu lassen.
Diese Methode ist toll, hat aber eine Einschränkung. Sie funktioniert nur mit Porträts, oder im Falle der Photogallery, mit Bäumen.
Die Kombination von verschiedenen Markierungen
In der Realität wird man ein Bild selten durch eine diese Methode finden, deshalb möchte ich an dieser Stelle noch eine Lobeshymne auf Lightroom anstoßen.
In Lightroom ist es möglich, dass man die Bilder mit mehreren Filtern durchsucht. So kann man zum Beispiel in einem Verzeichnis nach allen Bildern suchen, bei denen Objektiv y, bei 1/x Sek verwendet wurde und das Stichwort ‚z‘ vorhanden ist.
Natürlich ist das auch mit ähnlichen Programmen möglich. Durch diese Kombination ist das Finden von Bildern nun ziemlich gut möglich.
Intelligente Cloudsysteme
Die großen Cloudanbieter bieten auch die Möglichkeit, Bilder intelligent zu verwalten. So ist es möglich, dass Algorithmen erkennen, was auf dem Bild zu sehen und mit Hilfe anderer Daten (Ort, Datum und Personen) das Finden von Bildern ziemlich einfach machen.
So kann man sich auch per Sprachbefehl alle Katzenbilder aus dem August 2019 anzeigen lassen. Auf diese Weise ist eine sehr natürliche Suche möglich.
Die Sache hat aus meiner Sicht aber einen großen Haken. Dafür müsste man alle seine Bilder unverschlüsselt in die Cloud schicken. Da ich meine Bilder sowieso zum Großteil veröffentliche, habe ich nur noch ein prinzipielles Problem damit.
Die Nachrichtendienste und Provider mögen zwar sehr edle Motive haben, doch ob Microsoft die Bilder auf Kinderpornografie, die USA auf eine Gefahr für die innere Sicherheit und von Großbritannien auf Terrorgefahr hin überprüft werden, muss jeder für sich entscheiden. Nicht das man was zu verstecken hätte und sich neuer Technologien verschließen sollte, doch seinen kritischen Geist sollte man nie ausschalten.
Fazit
Man sollte durchaus mal darüber nachdenken, ob man alle Bilder ohne System auf die Festplatte legt oder ob es nicht besser wäre, ein System zu erstellen.
Denn es ist sehr schade, wenn man seine Bilder nach einigen Jahren nicht wiederfindet oder das Wiederfinden eines Bildes eine Tagesaufgabe darstellt.
Moin Hendrik,
vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich lege meine Bilder seit Jahren genauso ab und habe gute Erfahrungen mit dem Verfahren gemacht.
Was für den Anfänger noch wichtig ist: Microsoft versucht ständig, alle möglichen Bilddateien automatisch in dem voreingestellten Verzeichnis „Bilder“ zu speichern. Hier muss man also seinen eigenen Willen durchsetzen und beim Entladen der Kamera gezielt die eigene Verzeichnisstruktur auswählen.
In jedem „Session-Verzeichnis“ richte ich noch die Unterverzeichnisse „RAW“, „JPG“ und „optimiert“ ein. Wenn ich die Bilder in eine Cloud lade um sie anderen zur Verfügung zu stellen, gibt es auch noch ein Unterverzeichnis „reduziert“. Dort landen die Bilder, die ich auf eine Breite von 1920 Pixel herunterrechne.
Weiterhin gut Licht und mache weiter so!
Hallo Peter,
vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich / beruhigt mich, dass du mit dem Verfahren auch gute Erfahrungen gemacht hast. Da ich die Bilder mit Lightroom importiere, macht Windows glücklicherweise nicht soviel mit meinen Bildern. Die penetranten Verzeichnisvorschläge kenne ich aber von anderen Dateitypen;)
Auf Sessionebene mache ich es auch wie du: der Export aus Lightroom erfolgt in den Unterordner „Bearbeitet“ und im JPEG-Format. Die unbearbeiteten RAWs liegen dann im Verzeichnis darüber. Diesen Punkt könnte ich im Artikel vielleicht noch erwähnen.
Gruß
Hendrik