Linienführung in der Fotografie

Thematisch werden wir mit diesem Artikel an dem Artikel von letzter Woche anknüpfen. Heute werden wir uns etwas genauer mit der Linienführung in der Fotografie beschäftigen. Oft habe ich und andere gesagt, dass man auf die Linienführung achten sollte, doch eine wirkliche Erklärung blieb aus. Das werden wir jetzt ändern.

Der Mensch sucht Orientierung

Wir Menschen lieben Strukturen und brauchen Orientierung. Das gilt natürlich auch beim Betrachten von Bildern.

Wenn sich ein Betrachter dein Bild anschaut, weiß er im besten Fall, was du mit dem Bild sagen möchtest und dein Bild löst irgendeine Reaktion hervor. Das kann zwar ohne großes Nachdenken deinerseits passieren, doch eine klare Bildaussage und Bildkomposition sind auf alle Fälle hilfreich.

Auch Linien „fangen“ den Blick deines Betrachters und können ihm Orientierung bieten. Deshalb ist die Linienführung eine nähere Betrachtung durchaus wert.

Horizontale Linien

Horizontale Linien laufen waagerecht durch dein Bild. Ein bekanntes und auch namensgebendes Beispiel ist der Horizont.

Mit horizontalen Linien kannst du dein Bild sehr gut und ziemlich stark teilen. Du kannst mit diesen Linien somit auch verschiedene Ebenen schaffen.

Dabei wirken horizontale Linien auf den Betrachter oft ruhig und statisch. Die ruhige Wirkung kann ich durchaus teilen, wenn ich an ein Bild des Meeres mit der untergehenden Sonne am Horizont denke.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal daran erinnern, dass der Horizont gerade sein sollte, auch wenn das manchmal nicht ganz einfach ist.

Vertikale Linien

Vertikale Linien laufen vertikal durch dein Bild und sind auch in der Lage, dein Bild in unterschiedliche Teile zu unterteilen.

Auf den Betrachter wirken vertikalen Linien dabei oft fest und stabil.

Wie die Linien konkret wirken, hängt aber auch stark von der gesamten Stimmung im Bild ab
Wie die Linien konkret wirken, hängt aber auch stark von der gesamten Stimmung im Bild ab

In der urbanen Fotografie findest du vertikale Linien oft in Form von hohen Gebäuden. In der Landschaftsfotografie sind schmale Bäume eine mögliche vertikale Linie.

Diagonale Linien

Eine diagonale Linie läuft meistens in dein Bild hinein. Deshalb haben wir diesen Linientypen auch schon im letzten Artikel erwähnt.

Laut der klassischen Kunst wirkt eine Diagonale aufsteigend oder fallend. Diesen Effekt kannst du gerne im Hinterkopf halten, doch mir ist dieser Effekt noch nie aufgefallen. Vielleicht liegt das daran, dass ich Bilder betrachte und nicht auf ästhetische und gestalterische Elemente hin untersuche.

Viel interessanter ist aber die Eigenschaft einer diagonalen Linie, dass sie für Tiefe in deinem Bild sorgt. Der Blick des Betrachters wird in das Bild hineingeführt.

Hier geht der Blick des Betrachters an den Steinen ins Bild hinein
Hier geht der Blick des Betrachters an den Steinen ins Bild hinein

Kombination von verschiedenen Linien

In der Praxis wirst du diese Linien selten allein und in Reinform vorfinden. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn auch eine geschwungene Straße, die ins Bild hineinläuft, erfüllt ihren Zweck und kann dieselben Effekte wie eine Diagonale hervorrufen.

Oft ist es auch noch spannend, verschiedene Linien zu kombinieren und somit deine Bildaussage zu verstärken.

Auch Licht kann den Blick des Betrachters leiten
Auch Licht kann den Blick des Betrachters leiten

Keine Verwirrung verursachen

Die Linienführung ein sehr mächtiges Gestaltungsmittel in der Fotografie. Deshalb solltest du auch darauf achten, dass diese ihre Wirkung nicht verfehlen und vielleicht sogar widersprüchlich sind. Denn nichts ist unschöner als ziellos durch ein Bild geführt zu werden, ohne ein konkretes Ziel (Hauptmotiv) zu haben.

Fazit

Ich habe dir hier zwar einige Ideen und Wirkungen gezeigt, die zum Teil den Regeln der klassischen Kunst entsprechen. Das Wort „Kunst“ darfst du natürlich nicht vergessen. Denn Kunst lebt davon, wenn Regeln gebrochen werden und somit neue, spannende Bilder gemacht werden. Gerade Linien bieten dir viele Gestaltungsmöglichkeiten.

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