In diesem Artikel möchte ich dir den Begriff des Crop-Faktors sowie seine Wirkung auf das Bild erläutern. Sicherlich hast du das Wort schon einmal gehört oder zumindest unbewusst die Folgen des Crop-Faktors gespürt.
Ein Überblick über verschiedene Sensorgrößen
Bevor wir zum Crop-Faktor selbst kommen, müssen wir uns erst einmal klarmachen, dass es verschiedene Bildsensoren gibt. Die Sensoren unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich des Bildrauschens und des Dynamikumfangens, sondern auch in ihrer Größe. Spätestens beim Vergleich von einem Smartphone und einer Spiegelreflexkamera klingt das Ganze logisch. Der größte normal erhältliche Sensor ist der einer Mittelformatkamera. Wobei das (teuerere) Mittelformat ein Thema für sich ist. In modernen Kameras findet man entweder einen Kleinbildsensor oder etwas Kleineres. Viele Kameras besitzen einem APS-C Sensor oder einem Sensor im Micro Four Thirds Format (häufig DSLMs). Dann gibt es noch Smartphones und Kompaktkameras. Diese besitzen häufig einen noch kleineren Sensor. Der Sensor einer kleinen und preisgünstigen Kompaktkamera hat etwa die Größe eines Daumennagels, im Smartphone haben die Sensoren meist die Größe eines Zündholzkopfes. Diese Größenunterschiede wirken sich auch auf die Größe der einzelnen Pixel aus, weshalb man sagen kann, dass das Rauschen mit kleineren Sensor zunimmt.
Ich nutze diese Kamera*.
Der Crop-Faktor
Nun kommt der Bildkreis eines Objektives hinzu. Eine Linse erzeugt, in Abhängigkeit mit der Brennweite, in einer bestimmten Entfernung ein scharfes Bild. Dieser Bildkreis hat einen bestimmten Durchmesser. Dieser Bildkreis wird vom Bildsensor aufgezeichnet. Da Bildsensoren in der Regel rechteckig sind, wird nur ein Teil des Kreises aufgezeichnet. Die Größe des aufgezeichneten Bereiches hängt nun von der Größe des Bildsensors ab. Ist dieser groß, wird auch ein großer Bereich des Kreises aufgezeichnet. Hat die Kamera einen kleinen Sensor, ist dieser Bereich entsprechend kleiner. Das Bild wird zugeschnitten. Auf Englisch (to) crop.
Das Crop in Crop-Faktor ist nun geklärt. Bleibt nur noch Faktor. Der Faktor gibt an, wie stark das Bild zugeschnitten wird. Bei einem Kleinbildformatsensor (36*24 mm) hat er einen Wert von 1. An einem APS-C Sensor 1,5 (Nikon) oder 1,6 (Canon). An Kameras mit einem Micro Four Thirds Sensor hat er einen Wert von 2.
Die Veränderung des Bildausschnittes
Der Crop-Faktor verkleinert die Blickwinkel eines Objektives. Im Normalform spürst davon nichts. Nur beim Wechsel des Sensorformates wirst du die Auswirkungen merken. Nun wollen wir ein wenig rechen (einfach und wirklich nur wenig). Angenommen du bist Nutzer einer Canon DSLR (Cropfaktor von 1,6). Dein 16 mm sowie dein 160 mm Objektiv sind für dich quasi unersetzlich. Du nutzt sie für alle deine Bilder. Jetzt hast du dir eine Canon DSLR mit Kleinbildsensor gekauft. Bei der ersten Benutzung bist du geschockt. Die Objektive haben einen völlig anderen Bildausschnitt als vorher. Dein 16 mm ist mit 10 mm nun schon fast ein Fisheye und das 160 mm empfindest mit 100 mm schon fast als Weitwinkel. Das hängt mit dem Cropfaktor zusammen. Die Angaben auf deinem Objektiv sind immer auf das Kleinbildformat gerechnet. Entsprechend musst die Brennweiten umrechnen. Um beim Canon Beispiel zu bleiben: Wenn du 10 mm am APS-C Sensor nutzt, brauchst du am Kleinbildformat schon 16 mm, damit die Brennweiten Äquivalent sind.
Deine Objektive werden am APS-C Sensor deutlich mehr in Richtung Tele gehen und am Kleinbild mehr in Richtung Weitwinkel. Das ist ein Grund, warum Tierfotografen ihr Tele am APS-C gerne „verlängern“ und Landschaftsfotografen am Kleinbild das volle Weitwinkel nutzen.
Objektive an anderen Sensoren nutzen
Die technische Wirkung habe ich dir oben erklärt. Ein Objektiv wird häufig für eine Sensorgröße konzipiert. Allerdings kannst du Objektive für das Kleinbildformat auch am APS-C nutzen. Die Brennweite wird „länger“. Andersherum wird es kritisch. APS-C Objektive können nicht immer den größeren Bildkreis einer Kleinbildkamera voll abdecken. Das führt zu schwarzen Rändern und unscharfen Rändern. Deshalb lassen sich Canon EF-S Objektive nur an APS-C Kameras nutzen. Sie sind am Bajonett etwas länger als EF Objektive. Ergebnis: EF am EF-S Mount passt, EF-S am EF Mount nicht. Bei Nikon ist diese Sperre nicht vorhanden, doch empfehlenswert ist die Verwendung von APS-C Linsen am Kleinbildsensor nicht.
Mein Teleobjektiv*.

Gerade Sportfotografen nutzen häufig APS-C Kameras, um ihre Teleobjektive zu „verlängern“
Fazit
Ein Objektiv hat am Crop Sensor eine effektiv längere Brennweite als am Kleinbildsensor. Ein Weitwinkel wird am APS-C zur mittleren Brennweite und ein Tele am Kleinbildsensor eher zur mittleren Brennweite. Ich hoffe, dass du den Begriff des Crop-Faktors und dessen Auswirkungen nun kennst.